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Projektinformationen

Hintergrund

Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems und insbesondere der Krankenhäuser ist ein derzeit viel diskutiertes Thema. Immer mehr Krankenhäuser nutzen elektronische statt papierbasierte Patientenakten. Durch die Verwendung einer EPA können Gesundheitsdaten auf digitalen Medien gespeichert, abgefragt und modifiziert werden und Arbeitsabläufe sollen vereinfacht werden.

Für das Projekt eCoCo stehen hierbei die einführungsbedingten Veränderungen der sozialen Aspekte, der Dokumentationsinhalte und -qualität, sowie die der klinischen Arbeitsabläufe im Vordergrund. Um diese drei Dimensionen angemessen analysieren zu können werden drei Teilprojekte durchgeführt, welche wiederum sechs Sub-Forschungsfragen beantworten.

Forschungsfragen:

Führt die Einführung der elektronischen Patientenakte zu einer Veränderung …

  • … der sozialen Aspekte der interprofessionellen Zusammenarbeit?
  • … in den klinischen Arbeitsabläufen in Bezug auf zentrale Dimensionen wie z.B. Ablaufzeit, Anzahl der Prozessschritte?

Und wenn ja, wie und warum?

Es handelt sich um eine Längsschnittstudie mit zwei Messzeiträumen, die in vier Krankenhäusern durchgeführt wird. Um die Dimensionen der beiden Forschungsfragen angemessen beleuchten zu können werden drei Teilprojekte durchgeführt, welche wiederum sechs Sub-Forschungsfragen beantworten.

Teilprojekt 1

Das erste Teilprojekt hat zum Ziel die sozialen Folgen der EPA-Einführung zu beleuchten. Insbesondere die Veränderungen der Kommunikation und Kultur werden anhand der Sub-Forschungsfragen A1 und A2 beantwortet.

A1: Mit wem und wie kommunizieren die Fachkräfte im Gesundheitswesen? Wie verändern sich die Netzwerke der interprofessionellen Zusammenarbeit mit der Einführung der EPA?

Zur Beantwortung dieser Sub-Forschungsfrage wird eine qualitative Netzwerkanalyse durchgeführt. Die qualitativen Daten aus den Beobachtungen, den teilstrukturierten Interviews, den Gruppendiskussionen und den Dokumentenanalysen werden gemeinsam durch die Universität zu Köln und die Technische Universität Dortmund analysiert. Die Zusammenarbeit ermöglicht eine Bündelung der Expertise und eine hochwertige Auswertung der Daten.

A2: Welche Veränderungen in der interprofessionellen Zusammenarbeit und Kommunikation ergeben sich für die Angehörigen der Gesundheitsberufe, wenn sie mit der EPA arbeiten, und wie gehen sie mit diesen Veränderungen um?

Die Sub-Forschungsfrage A2 wird durch die Methode der rekonstruktiven hermeneutischen Analyse beantwortet. Hierzu werden die Beobachtungsdaten mit Daten aus Fokusgruppen und Interviews synthetisiert und anschließend gemeinsame Handlungen (z.B. Stationsrunden) bezüglich der ihnen unterliegenden formalen und informalen Erwartungen, Regeln und Normen analysiert, sowie ihr Einfluss auf die Kommunikation und interprofessionelle Kollaboration herausgearbeitet.

Teilprojekt 2

Ziel des zweiten Teilprojektes ist die Evaluation der Dokumentationsinhalte und ihrer Qualität. Die zugehörige Sub-Forschungsfrage A3 lautet deshalb:

A3: Was ist der Unterschied in der Dokumentation zwischen papierbasierten Aufzeichnungen und EPA in Bezug auf Inhalt und Qualität?

Zu ihrer Beantwortung werden zufällig ausgewählte Patientenakten analysiert. Der Fokus liegt hierbei auf der Kommunikation zwischen den Berufsgruppen sowie auf der Standardisierung der Dokumentation, Klarheit und dem Detaillierungsgrad. Hierfür werden je nach Phase papierbasierte oder elektronische Akten verwendet. Um die Privatsphäre der Patient:innen zu gewährleisten, werden die Patientenakten vor der Analyse anonymisiert.

Teilprojekt 3

Das dritte Teilprojekt untersucht die Veränderungen der Arbeitsprozesse infolge der EPA-Einführung. Die Sub-Forschungsfragen B1 und B2 konkretisieren dieses Vorhaben:

B1: Wie sieht der Arbeitsablauf des Use Cases aus, und welche Änderungen treten aufgrund der EPA auf?

Zur genaueren Definition der Analyseebene entscheiden sich die teilnehmenden Kliniken in Kooperation mit dem Projektteam jeweils für einen Use Case, auf dem die Erhebungen aufbauen. Um Einsicht in den Arbeitsablauf und seine Veränderung zu erlangen, wird die Methode der Workflow Analyse angewandt. Auf Basis der Daten aus Fokusgruppen und Zeitmessungen werden die Konsequenzen der EPA-Einführung in Bezug auf die Anzahl und Dauer der Prozessschritte dargestellt. Zusätzlich werden prozessbedingte Wandel des Workflows identifiziert.

B2: Ändern sich Sicherheit, ethische Bedenken und die Erfahrungen des medizinischen Personals und der Patienten mit dem klinischen Arbeitsablauf aufgrund der EPA (einschließlich der Outcome CAMM Dimension Provider und Patient)?

Das Clinical Adoption Meta-Model (CAMM)

Um eine systematische Einordnung der Erkenntnisse zu erlauben, wird das Clinical Adoption Meta-Model (CAMM) herangezogen. Dieses Modell ermöglicht eine Messung des Digitalisierungsgrades/levels einer Station anhand von vier Dimensionen (availability, use, behavior, outcome) zu messen. Übergreifend lautet die sechste Sub-Forschungsfrage deshalb:

B3: Wie ist die Einordnung in das Clinical Adoption Meta-Model (CAMM) vor und nach Einführung der EPA?

Zur Beantwortung der Forschungsfrage B2 und B3 werden Patient:innenfragebögen und Mitarbeitendenfragebögen durchgeführt. Darüber hinaus werden alle Daten trianguliert und im vollständigen Forschungsteam ausgewertet.